Die Reeperei

Die Aufgabe des Reepschlägers bestand darin, schweres Seilwerk für die Schifffahrt herzustellen. Das Reepschlägergewerbe war für die Wirtschaft einer Hafenstadt überlebenswichtig und die Reeper genossen hohes Ansehen und einen gewissen Wohlstand. Zeitweise erlebte das Reepschlägerhandwerk eine solche wirtschaftliche Blüte, dass sich die Meister ganz auf die einträgliche Tauherstellung beschränken und kleinere Arbeiten an Hilfsarbeiter abgeben konnten.

Es stellt sich die Frage, warum Seile überhaupt geschlagen wurden, anstatt sie durch Spinnen eines ebenso dicken Stranges herzustellen. Das geschlagene Seil erhält eine wesentlich größere Gleichmäßigkeit, Widerstandsfähigkeit der Oberfläche und Reißfestigkeit. Außerdem dreht sich ein geschlagenes Seil nicht mehr so schnell von selbst auf wie ein gesponnener Strang.

Die Technik des Zwirnens wird bei Eichhoff (1968) kurz erklärt: "Man braucht dazu nur zwei Fäden nebeneinander auszuspannen, ihre Drehung je einzeln stark zu vermehren und sie dann beide an einem Ende in einen drehbaren Haken zu hängen. Sofort werden sie sich, entgegen ihrer ursprünglichen Drehrichtung fest umeinander wickeln."

Das gleiche Verfahren lässt sich nun auch mit drei oder vier Strängen durchführen. Die Warbeln am Anfang der Seilerbahn wurden von jeweils einem Gehilfen gedreht und zwar in die Richtung, in die auch das Garn gesponnen war (sonst dreht man es ja wieder auf). Mit Hilfe einer Lehre, die zu Beginn kurz vor den Schlitten gespannt war, wurden die einzelnen Stränge auseinander gehalten. War genügend Spannung auf den Strängen, wurde die Lehre langsam auf das Geschirr zu bewegt und die Stränge vereinigten sich dahinter zum Seil. Sollte das Seil recht stramm werden, wurde der Haken am Schlitten noch zusätzlich von einem Gehilfen gedreht. Dabei wurden Schiffstaue lockerer als Landtaue gedreht, damit sie bei Nässe noch etwas zusammenschrumpfen konnten.

Man unterscheidet hier zwischen 3- und 4-schlägigen Seilen. Beim 3-schlägigen Seil werden 3 Stränge zu einem Seil zusammengedreht, die einfachste Form, ein Seil herzustellen. Dreht man 4 Stränge zu einem Seil zusammen, entsteht in der Seilmitte ein Hohlraum, der mit einem Kern aus Hanf ausgefüllt werden muss. Das Fertigen eines 4-schlägigen Seiles ist zwar komplizierter, man erhält jedoch ein festeres Seil. Schiffstaue wurden normalerweise 4-schlägig hergestellt.

Nach Einführung des Seilerrades konnten auch damit dünne Seile angefertigt werden. Hier wurden die Stränge um die Spindelhaken des Rades gelegt. Ansonsten verlief das Seilschlagen wie mit den Warbeln bzw. dem Warbelgeschirr. In alten handwerklichen und bäuerlichen Seilereien werden Seile heute noch mit dem Rad hergestellt.

 

Das fertige Seil

Nach dem Schlagen wurde die Oberfläche des fertigen Seils - immer noch am Seilergeschirr aufgespannt - mit Teer oder Weizenstärke (in der Literatur wird ab dem 19. Jahrhundert auch Kartoffelstärke genannt) eingerieben. Diese Veredelung machte das Seil starr und schützte es vor Feuchtigkeit-

Zum Aushängen des Seiles mussten die Seilenden noch verknotet werden, damit sie sich nicht von selbst wieder aufdrehten. Die Enden konnten entweder mit einem Stück Faden umwickelt und abgebunden werden, oder durch Spleißen vor dem Aufdrehen geschützt werden. Ebenso konnten beim Spleißen durch das Verflechten einzelner Stränge eine feste Seilschlinge gefertigt oder 2 Seilenden miteinander verbunden werden.

 

Aktivitätsvorschlag:

  • Wir wollen mit einer echten Reepschlagmaschine selber Seile herstellen. Mit diesen kann dann zum Beispiel das Fährhaus seine Boote/Flöße befestigen und die Kinder können feste und stabile Knoten lernen.